Salouf

Das Dorf Salouf ist die nördlichste Fraktion der Talgemeinde Surses. Es liegt auf rund 1250 m an der westlichen Talseite.

Stattliche, teilweise mit Sgraffiti verzierte Wohnhäuser prägen das Dorfbild. Sehenswert ist auch das restau­rierte Backhaus aus dem späten 18. Jahrhundert. Die auf einer Moränenkuppe nördlich des Dorfes trohnende Pfarrkirche Sogn Gieri, wurde um 1500 auf den Mauern einer bereits 1290 erwähnten romanischen Kirche erbaut. Bemerkenswert ist der gotische Hochaltar aus der Zeit um 1515. Auf dem Weg nach Mon befindet sich die kleinere Siedlung Del, dazwischen liegt der Weiler Mulegn. Das ehemalige Gemeindewappen, drei Sternen und einer silbernen Lilie, weist auf das Familien­geschlecht und Grundbesitzer der Fontana hin, welcher der Bündner Freiheitsheld Benedikt Fontana entstammt.

Mulegn

Der Weiler Mulegn verteilt sich nördlich der Kirche Sogn Gieri als lockere Häusergruppe entlang des Balandegn-Bachs.

Der Balandegn ist ein Quellbach aus dem Karstgebiet des Piz Toissa. Er führt das ganze Jahr über konstant Wasser ohne gefährliche Hochwasserspitzen und weist ein relativ hohes, aber gut nutzbares Gefälle auf. So bot er sich zur Nutzung der Wasserkraft an, zeitweise standen hier mehrere wasserbetriebene Mühlen und eine Sägerei. Von diesen kleinen Industrieanlagen ist einzig das Mulegn Vigl als Anlage integral erhalten. Daneben findet sich noch das alte Sägereigebäude und Ruinen der Wasserleitung zur Sägerei. Zudem zeugen etliche als Bodenplatten um die Häuser verwendete alte Mühlsteine von der kleinindustriellen Vergangenheit des Weilers.

Natur

Das Surses ist als inneralpines Tal eher niederschlagsarm und sonnig. Dies zeigt sich auch in der Vegetation mit ihren Lärchenwäldern. Die eher trockenen Bedingungen eignen sich auch für den alpinen Getreideanbau. Um diesen zu erleichtern, wurde die westliche Talseite schon früh terrassiert, was heute noch gut erkennbar ist.

Prägend für die Landschaft um Salouf ist eine geologische Besonderheit des Surses: Das Tal liegt geologisch an der Grenze zwischen Penninikum und Ostalpin.

mehr

Auf der Ostseite des Tales prägen ostalpine Gesteine (Kalk, Dolomit, Kristallin der Julier-Berninadecke) die Topographie mit steilen, waldigen Bergflanken und recht hohen, scharfen Gipfelpartien. Auf der Wesitseite des Tales beginnt der flach nach Westen ansteigende penninischen Deckenstapel, der im Surses von Bündnerschiefer dominiert wird. Entsprechend präsentiert sich die westliche Talseite des unteren Surses (Sotgôt) als sanft geneigte und weiche Hangflanke, die sich gut für die landwirtschaftliche Nutzung eignet. Diese Talstruktur mit steiler Ost- und sanfter Westflanke findet sich auch in den westlich anschliessenden Talschaften bis gegen die Gotthardregion.

In der Gegend von Salouf greift der ostalpine Bereich über das Tal nach Westen aus. Sowohl die Motta Vallac hinter Mulegn, die den nördlichen Talabschluss des Surses bildet, als auch der Piz Toissa oberhalb von Salouf werden von ostalpinem Dolomit aufgebaut. Eine kleine Dolomitschuppe lässt sich zudem entlang des Adont-Tobels beobachten, wo in der Region Ruignas bei Salaschigns wunderschöne Erdpyramiden aus dem stark zerbrochenen Dolomit herauserodiert wurden. Während um Salouf der schiefrige Untergrund mit grünen Wiesen dominiert, findet sich an der kalkigen Südflanke der Motta Vallac eine wunderschöne Trockenwiese von nationaler Bedeutung. Der Weiler Mulegn steht in der Grenzzone zwischen Penninikum und Ostalpin. Um die Mühle herum findet sich ein Mélange von metergrossen Dolomitbrocken, die im Bündnerschiefer eingebettet sind und teilweise als Felshügel aus den Wiesen ragen.

Auch der Mühlenbach Balandegn hat seinen Ursprung in dieser geologischen Situation. Der Piz Toissa als Dolomitberg wird über ein Karstsystem entwässert. Das Wasser tritt an der Grenzfläche zum darunterliegenden Bündnerschiefer in zwei grösseren Quellen zutage, die oberhalb von Mulegn zusammenfliessen. Aufgrund der Grösse des Einzugsgebietes trocknet der Balandegn auch in sehr trockenen Sommern nicht aus, sondern führt immer genügend Wasser, um die Mühle anzutreiben.

weniger

Geschichte

Das Surses ist Teil der schon in vorrömischer Zeit intensiv genutzten Transitroute von Nord- nach Südeuropa über den Julier- und den Septimerpass. Diese besondere Situation spiegelt sich in zahlreichen historischen Zeugnissen von der prähistorischen Zeit bis in die Moderne.

Die weichen Talflanken und das inneralpine sonnig-milde Klima ermöglichte schon in der Bronzezeit eine feste Besiedlung. Reste einer grösseren Keltensiedlung finden sich in Savognin Padnal. Aber auch auf der Motta Vallac bei Salouf finden sich keltische Siedlungsreste.

mehr

Zudem ist auch für den Standort der Kirche Sogn Gieri eine keltische Geschichte zu vermuten. Da der Saloufer Kirchenhügel am Tag der Wintersonnenwende der letzte von der Abendsonne erreichte Punkt auf der westlichen Talflanke ist, könnte er auch eine kultische Bedeutung gehabt haben. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Kirche Sogn Gieri, die Burg Riom und die ebenfalls auf einem keltischen Siedlungsplatz stehende Kirche Sogn Martegn in Savognin genau auf einer Linie stehen.

Da die Transitroute vom Rheintal über Lenzerheide – Surses – Julier/Septimer  nach Italien topographisch einfach ist, wurde sie schon früh zu einer der Hauptrouten des Nord-Süd-Verkehrs. Die Römer bauten sie zu einer auch mit Karren befahrbaren Passstrasse aus und errichteten an ihrem nördlichen Ende die Verwaltungsstadt Chur („Curia“), die später römische Provinzhauptstadt wurde. Die Passstrasse führte zur Römerzeit von Tiefencastel via Salouf nach Süden. Gemäss dem Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz führte er von Del her durch das kleine Trockental westlich der Motta Vallac, folgte dann dem Feldweg nach Mulegn, über den Balandegn und entlang der heutigen Quartierstrasse hoch zur Kirche nach Salouf. Entsprechend finden sich im Surses zahlreiche römische Siedlungsreste. Dazu gehört auch ein Wachtturm auf der Motta Vallac.

Im Mittelalter ist auf dem Gebiet von Salouf ein bischöflicher Gutshof nachgewiesen, der im Tal eine wichtige Verwaltungsfunktion gehabt haben dürfte. Die Herausbildung des heutigen Dorfes um diesen Gutshof und die schon ab 1290 bezeugte Kirche erfolgte ab dem Mittelalter in mehreren Phasen durch Walser und durch Zuzug der romanischen Bevölkerung aus den Nachbarsiedlungen. Noch heute findet man als älteste Gebäude Bauten walserischen Ursprungs. Daneben ist das Dorf geprägt durch Häuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, die teilweise von aus Italien rückkehrenden Migranten errichtet wurden und sowohl vom Stil als auch von den Dimensionen her auffallen.

weniger

Links zu weiteren Informationen